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Gefangene helfen – Präventionsarbeit mit Jugendlichen an der Berufsschule Ahrensburg

Gefangene helfen – Präventionsarbeit mit Jugendlichen an der Berufsschule Ahrensburg

Wenn ehemalige Häftlinge von ihrer Zeit im Knast erzählen, schreckt das Schülerinnen und Schüler mehr ab als die Worte von Eltern oder Lehrern. Dieser Gedanke steckt hinter dem Präventionsunterricht der Berufsschule des Kreises Stormarn in Ahrensburg. In Zusammenarbeit mit der Initiative „Gefangene helfen e.V.“ bekommen die Schülerinnen und Schüler der AV-Klassen wertvolle Einblicke in das Leben und die Gedankenwelt eines Ex-Häftlings.

Henry Oliver Jakob, kurz: Olly, hat etwa 19 Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht. Diebstahl, Hehlerei, Drogendelikte bis hin zu einem Mord – sein Strafregister ist lang. Olly erzählt fesselnd seine Lebensgeschichte. Die Schüler hören gebannt zu. Eine Stecknadel könnte jeder fallen hören. Seine Ausführungen sind für sie gleichzeitig fesselnd und schockierend. Seine Erzählungen entfalten genau die abschreckende Wirkung, die sie haben sollen. Er erzählt, dass sein Handeln nie Konsequenzen gehabt hat, bis er mit 25 Jahren ins Gefängnis kam.

Olly bindet die Jugendlichen immer wieder ein. Er behauptet: „Die Hälfte von euch hat in den letzten 14 Tagen eine Straftat begangen!“ Zu den Straftaten können zum Beispiel gehören: Üble Nachrede, jemanden beleidigen, etwas geklaut haben oder auch Drogenkonsum. Die Schülerinnen und Schüler kommen ins Nachdenken. Mehr als die Hälfte der Anwesenden meldet sich. Olly hat sie erreicht.

Olly berichtet von seinem Tagesablauf im Gefängnis, dem schlechten Essen, der täglichen Lebendkontrolle um 6 Uhr morgens, vom Drogenkonsum, um das Leben im Knast aushalten zu können. Er erzählt davon, wie es ist, 23 Stunden alleine in einer Zelle zu hocken und nur 1 h pro Tag in den Hof gehen zu dürfen.

Eine Schülerin fragt, wie er damit fertig wird, jemanden umgebracht zu haben. Olly sagt, wiedergutmachen kann man es nicht. Er möchte daher anderen helfen, dies zu verhindern. Er möchte Jugendliche abhalten, so wie er auf die schiefe Bahn zu kommen. Daher engagiert er sich im Verein „Gefangene helfen“. Er besucht immer wieder Schulklassen und erzählt, wie es wirklich ist, im Knast zu sitzen.

In Rollenspielen lässt Olly die Schülerinnen und Schüler in die Situation eines Gefangenen oder auch der eines Richters schlüpfen. In Straftatszenarien ermutigt er sie zu entscheiden, wer für schuldig erklärt werden soll. Besonders eindrücklich ist die VR-Brille, die er mitbringt. Damit lässt er die Schülerinnen und Schüler erleben, wie es in einem Gefängnis zugeht.

Ziel ist es, Klischees aufzulösen und ein Verständnis für die Konsequenzen von Straftaten zu verdeutlichen. Ein Schüler sagt, dass er den Kick, etwas zu klauen, nicht mehr brauche, weil es auch echt nicht cool ist, im Knast zu landen. Er denke lieber vorher nach, bevor er sowas mache.

Ein herzliches Dankeschön an den Verein „Gefangene helfen e. V.“ – vor allem an Olly für sein großartiges Engagement.