Chancenvielfalt und Karrieresprungbrett
 
Erkundung des finnischen Berufsschulsystems mit Erasmus+

Erkundung des finnischen Berufsschulsystems mit Erasmus+

Vom 26.11. bis 02.12.2023 reisten wir – Susanne Dettmer und Katja Bank – mit weiteren 22 Berufsschulkolleginnen und -kollegen aus ganz Deutschland und drei bulgarischen Kolleginnen nach Finnland in die Nähe von Oulu.

Unsere Veranstaltungsleiterin Irene Eckart von TEAchers on the Move hatte ein umfangreiches Programm für die Tage zusammengestellt. So besuchten wir in den ersten vier Tagen verschiedene berufsbildende Schule im Oulu-Bezirk, um die Vielfalt des finnischen Bildungssystems kennenzulernen.

Organisiert wurden die Besuche vom JEDU (The Federation of Education on Jokilaaksot): Das Berufsbildungszentrum JEDU ist der wichtigste Organisator der Berufsbildung in der Region Oulu-Süd und spielt auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Region. JEDU ist an verschiedenen Standorten tätig, von denen wir die folgenden besuchten:

  • The Vocational Education Centre, Nivala (Logistics, Electrical engineering and automation technology Vehicle Sector, Construction)
  • The Vocational Education Centre, Haapajärvi (Agriculture and forestry)
  • The Vocational Education Centre, Oulainen (Social and health care unit)
  • The Vocational Education Centre, Kalajoki (House building site)
  • The Vocational Education Centre, Oulainen (Catering and Cleaning unit)
  • The Vocational Education Centre, Haapavesi (food industry, catering and restaurant industry, technical fields)
  • dazu noch das Gymnasium in Oulainen

Der erste Tag begann mit einer informativen Präsentation zum finnischen Berufsschulsystem: Nach Abschluss der obligatorischen neunjährigen Grundbildung können die Jugendlichen in Finnland wählen, ob sie ihren Bildungsweg in der allgemeinbildenden Sekundarstufe II oder in der beruflichen Bildung fortsetzen wollen. In die Berufsausbildung können sich die Lernenden anders als in Deutschland über ein flexibles, ganzjähriges Zulassungssystem einschreiben. Anders als in Deutschland gibt es auch keine Abschlussprüfung, sondern Kompetenzkataloge. Die Schülerinnen und Schüler gehen also so lange zur Schule, bis sie alle erforderlichen Kompetenzen für den Beruf erlangt haben. Dies kann zwischen einem und bis zu vier Jahren je nach Vorkenntnissen dauern. Entsprechend gibt es individuelle Lehrpläne für jeden.

Die gesamte berufliche Bildung wird aus öffentlichen Mitteln finanziert und ist für die Lernenden kostenlos.

Auch ist der Unterricht sehr praxisnah und auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes ausgerichtet, das praktische Lernen ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung. Davon überzeugten wir uns selbst bei der Besichtigung diverser Werkstätten und praktischer Unterrichtsräume. In Kfz-Werkstätten werden Autos von Finnen unter der Aufsicht der Lehrkräfte repariert, in den Schreiner- und Zimmerer-Werkstätten kleine Hütten und Ferienwohnungen gebaut. Aber auch die Ausstattung der Praxisräume für die Pflegekräfte war eindrucksvoll: Krankenhauszimmer mit diversen Betten, Wasch- und Sanitäreinrichtungen und Medizinschränke wurden hier eindrucksvoll nachgestellt, um einen möglichst hohen Praxisbezug zu gewährleisten.

Nichtsdestotrotz haben wir entgegen unseren Erwartungen festgestellt, dass die Berufsschulen in Finnland nicht viel weiter in der Digitalisierung der Bildung sind als unsere Schule in Ahrensburg. Neben Laptops haben wir auch viel Papier und viele Bücher gesehen und die Lehrkräfte erzählten uns, dass die Lernenden weiterhin Bücher einfordern und somit ein Mix aus physischen Büchern und Laptops im Unterricht Einsatz findet.

An allen Schulen wurden wir sehr herzlich willkommen geheißen und alle Beteiligten gaben sich sehr viel Mühe, uns ihre Schule etwas näher zu bringen und zu zeigen, was dort alles für die Berufsausbildung gemacht wird. Der Austausch auf Englisch funktionierte hierbei meist sehr gut. Beeindruckt haben uns regelmäßig die großzügigen Räume in den Schulen, das für Schülerinnen und Schüler kostenlose Essen in den Mensen, diverse gemütliche Sitzecken und ein allgemein heimisches Gefühl, das mehr an einen Ort des Lebens und Zusammenseins erinnerte als an eine Schule.

Auch kulturell sollte unser Austausch nicht zu kurz kommen: Bis zu minus 20 Grad und Schnee ließen uns in Weihnachtsstimmung kommen und am fünften Tag besuchten wir den Weihnachtsmann im Santa Claus Village in Rovaniemi. Beim anschließenden Besuch des Arktikums konnten wir uns über den Arctic Circle, die Bewohner Lapplands und dem Polarkreis sowie den Klimawandel informieren, bevor es am nächsten Tag wieder zurück nach Deutschland ging.

Von der europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der NABIBB wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können dafür verantwortlich gemacht werden.