Chancenvielfalt und Karrieresprungbrett
 
2 x Bunte Parteienvielfalt pur an der Berufsschule Ahrensburg

2 x Bunte Parteienvielfalt pur an der Berufsschule Ahrensburg

Angespornt von der anstehenden Landtagswahl in Schleswig-Holstein gründeten Schülerinnen und Schüler im Klassenverband freiheitlich-demokratische Schülerparteien, entwarfen Parteiprogramme und organisierten ihren Auftritt für eine interne „Wahlveranstaltung“.

Der Themenspeicher war schnell gefüllt und ergab sich aus Befragungen der Wählerschaft – Schülerinnen und Schüler unserer Schule – mit Themen, die allen am Herzen liegen: unter anderem die Wiedereröffnung des Kiosks, Verbesserung der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die Parksituation (Auto/Fahrrad), Innenraumgestaltung der Schule, Sitzmöglichkeiten in und außerhalb des Schulgebäudes, gerechtere/höhere Entlohnung für Auszubildende, Mülltrennung, Wasserspender etc.

Erster Showdown am 30. März

Die bunte Vielfalt der Schülerparteien präsentierte sich vor Schülerinnen und Schülern unserer Schule im voll besetzten Alfred-Rust-Saal in Ahrensburg.

Die sechs Schülerparteien aus verschiedenen Bildungsgängen stellten sich ihren Wählerinnen und Wählern vor, und zwar mit allem, was dazugehört: rhetorisch versierte Spitzenkandidatinnen und -kandidaten, markante Wahlslogans, kreative Wahlplakate, professionelle Werbespots zum Parteiprogramm und kurzweilige Redebeiträge, die die Forderungen an Schule, Schulträger, Politik und Verwaltung auf den Punkt brachten.

Moderatoren, v. links: Stefan Wodarz, Sebastian Jakobs

 

Schulleiter Johannes Kahlke

Moderator, Politiklehrer und Initiator des Projekts, Stefan Wodarz, betonte bei der Eröffnung der Wahlveranstaltung, dass es sich vor dem Hintergrund derzeitiger globaler Krisen nicht um eine Wahlkampfveranstaltung handele, sondern um eine Wahlveranstaltung ohne Kampf. Aus Anlass des Krieges in der Ukraine gedachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Gedenkminute des Krieges in der Ukraine und seiner Opfer.

Bei seiner Begrüßung bedankte sich Schulleiter Johannes Kahlke bei den Schülerinnen und Schülern sowie beim Lehrkräfteteam (Elena Schoop, Jana Huber, Ann-Kathrin Cordes, Sebastian Jakobs, Jan Blumenthal, Markus Klug, Stefan Wodarz) für die Vorbereitung und das große Engagement während der vergangenen drei Monate. Im Hinblick auf die Landtagswahl appellierte der Schulleiter an die Schülerschaft bei jeder Wahl das Wahlrecht in Anspruch zu nehmen. Am Beispiel der Landtagswahl im Saarland machte er deutlich, dass in unserer Demokratie jede Stimme zähle und jede Stimme gleich viel Wert ist. Es kommt also auf jede Stimme an.

Die Präsentationen der Parteien starteten wie folgt:

Partei Spitzenkandidatin/-kandidat Klasse
BBB – Berufsschuler:innen für bessere Bildung Sandra Raab FOS 21 – Fachoberschule
DMP – Die Macher Partei Benjamin Dervencic BGW – Berufliches Gymnasium Wirtschaft
SfS – Schüler*innen für Schüler*innen Konstanze Scheff, Carl Süß SPA 2-20 – Sozialpädagogische Assitenten/-innen
WuR – Wichtig und Richtig Mara Kirk, Casper Kauffmann SPA 1-20 – Sozialpädagogische Assistenten/-innen
IbZ – Initiative bunte Zukunft Lorenz Langbehn BGJ-HT 21 – Berufsgrundbildungsjahr Holztechnik
SUEE – Schulische Union Einheitlicher Ehrenmänner Jonas Broch BGT – Berufliches Gymnasium Technik
Die Redner von links nach rechts: Caspar Kaufmann, Mara Kirk, Jonas Broch, Lorenz Langbehn, Carl Süß, Konstanze Scheff, Benjamin Dervencic, Sandra Raab.

„Ich bin ein wenig nervös“, fasste Lorenz Langbehn die Situation aller Parteienrednerinnen/-redner vor den Auftritten kurz und knapp zusammen, um dann umso professioneller seine Worte von der Bühne unter das Wahlvolk zu bringen. Und genauso machten es die anderen Spitzenkandidatinnen und -kandidaten. Das Publikum zeigte sich begeistert von den Reden, den kurzweiligen Filmen, war dankbar für die angesprochenen Themen und bedankte sich mit großem Beifall.

Auftritt: Lorenz Langbehn von der IBZ – Initiative bunte Zukunft
Auftritt: Konstanze Scheff, Carl Süß von der SfS – Schüler*innen für Schüler*innnen

Nach den Wahlreden und einer kurzen „Murmelrunde“ stimmte das Publikum mit der Feedback-App ab, welche Partei gewinnen würde, wenn die Wahl unmittelbar nach der Veranstaltung stattfände. Nach dieser Abstimmung kristallisierte sich noch keine klare Siegerpartei heraus. Die Stimmabgabe aller Schülerinnen und Schüler findet in der Woche nach den Ostertagen in der Berufsschule in Ahrensburg statt, so dass es noch ein spannender Wahlendspurt sein wird.

Eines hatten die Parteien am Ende der Veranstaltung erreicht: Sie haben sich Gehör verschafft. Schulleiter Johannes Kahlke lud die Vertretungen der Schülerparteien und die Schülervertretung zu einem gemeinsamen Gespräch ein, um noch mehr über die Forderungen und Bedarfe zu erfahren, damit er diese an geeigneter Stelle vorbringen kann.

Zu einer weiteren Veranstaltung zur politischen Bildung hat die Berufliche Schule die Direktkandidaten des Wahlkreises 29/Stormarn Mitte in den Alfred-Rust-Saal eingeladen. Politiklehrer Sebastian Jakobs war gespannt, ob die Politiker in der zweistündigen Podiumsdiskussion genauso stark agieren und sich präsentieren werden wie die Schülerinnen und Schüler beim ersten Showdown.

Zweiter Showdown am 20. April

Mit der Podiumsdiskussion der Direktkandidaten des Wahlkreises 29/Stormarn Mitte Dr. Bernd Buchholz (Spitzenkandidat der Landes-FDP), Thies Grothe (SPD), Ali Haydar Mercan (Die Linke), Tobias Koch (CDU) und Karl-Heinz Lenz (AFD) konnte ein spannender und interessanter politischer Schlagabtausch erwartet werden. Der Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen war kurzfristig verhindert.

Politiklehrer Stefan Wodarz startete den zweiten Showdown mit einem Zitat von Marietta Slomka: „Man muss nehmen, was angeboten wird – aber wenigstens kann man anbieten, was auf den Tisch kommt. Mit dem Kreuzchen in der Wahlkabine.“ Auf die anschließende Frage: „Wenn heute Landtagswahl wäre, wen würden Sie wählen?“ konnten die Schülerinnen und Schüler im Plenum gleich zu Beginn der Veranstaltung ihr Votum in Form eines digitalen Kreuzchens setzen.

Bei ihrer Vorstellung beschrieben die Kandidaten ihren Weg in die Politik und berichteten, inwiefern die duale Berufsausbildung eine Rolle in ihrem Lebenslauf gespielt hat.

Gut vorbereitet und mit einem Köcher voller Fragen übernahmen Michael Eissing und Lennard Till Enders (beide angehende Tischlergesellen) die Moderation der Podiumsdiskussion, unterstützt von Hagen Gruß, Schüler des Beruflichen Gymnasiums, der als Zeitmanager fungierte und das eine oder andere Mal mit der „gelben Karte“ ein Signal setzen musste, wenn ein Kandidat seine Redezeit überschritten hatte.

Der Themenspeicher war prall gefüllt. So interessierte sich die Schülerschaft besonders, wie die Politiker dem Fachkräftemangel zum Beispiel im Bau- und Baunebengewerbe entgegenwirken wollen. Auszubildendenwohnheime, Erhöhung der Ausbildungsvergütung, unentgeltliche Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mehr Personal bei der Vermittlung von Jugendlichen in die Erstausbildung waren einige der Vorschläge, die hier im Raum standen. Auch bei den Themen wie bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende oder der kostenlosen Nutzung des ÖPNV konnten die Schülerinnen und Schüler eine intensive Diskussion verfolgen. Die Direktkandidaten waren unterschiedlicher Meinung, inwieweit der Staat bei bestimmten Prozesse eingreifen darf. Alle stimmten jedoch zu, dass in puncto Bildungsgerechtigkeit mehr getan werden müsse, um gleiche berufliche Zukunftschancen für alle Jugendlichen zu gewährleisten.

Einigkeit herrschte beim Thema der zukünftigen Energieversorgung. Unabhängiger und nachhaltiger muss diese werden. Windräder, Solarenergie, aber auch Biogasanlagen waren Bestandteile der inhaltlichen Auseinandersetzung.

Unterschiedliche Ansätze waren im Hinblick auf die hohen Immobilienpreise erkennbar. Zwischen „bauen, bauen, bauen“ und „bitte nicht alles zupflastern“ entstand eine sehr intensive Diskussion, in der die Moderatoren und der Zeitmanager nur mit professionellem Geschick, die Politiker in ihrem Redefluss durch diese intensive Phase lenken konnten.

In der zweiten Hälfte der Veranstaltung bekam das Publikum die Möglichkeit, über die Moderatoren Michael Eissing und Lennard Till Enders Fragen an die Kandidaten zu stellen. Dabei ging es den Schülerinnen und Schülern um aktuelle Themen, wie „wann steht die Sporthalle wieder für den Sportunterricht zur Verfügung“ oder „wie kann die Energiewende vollzogen werden, damit wir unabhängiger von Energielieferanten aus dem Ausland werden, sowohl im Kreis Stormarn als auch in Deutschland werden.“

Abschließend hatte jeder Politiker die Möglichkeit in einer kurzen Darstellung auf die Frage zu antworten: „Wie stellen Sie sich den Kreis Stormarn im Jahr 2050 bezogen auf nachhaltige Entwicklung im Bereich Energie und Wirtschaft vor?“. Genannt wurden die Förderung alternativer Energien, eine vernünftige und gerechte Wirtschafts- und Finanzpolitik und ein Miteinander, das zwar kritisch, aber dennoch wertschätzend und positiv nach vorne schauend gelebt wird, „so wie die Veranstaltung heute“, lobten die Direktkandidaten die Schülerinnen und Schüler, die die Veranstaltung vorbereitet und begleitet haben.

Nach dem fast zweistündigen Schlagabtausch konnten die Schülerinnen und Schüler im Publikum noch einmal ihre Stimme digital abgeben.

Begleitet vom Applaus des Publikums verabschiedeten sich die Kandidatinnen und Kandidaten der Schülerparteien und die Politikprofis in Form eines gemeinsamen Standbilds auf der Bühne.

Der Dank der Organisatorinnen und Organisatoren gilt den Direktkandidaten für ihre Bereitschaft, sich dem jugendlichen Publikum zu stellen sowie der Stadt Ahrensburg und der Selma-Lagerlöf-Schule, die Räume und die Technik zur Verfügung gestellt haben.